04.07.2015 - StormChasing nach Upahl (MV)

Nach einem recht ruhigen Juni begann der Juli 2015 bereits früh mit einigen interessanten Ereignissen. Eine Hitzewelle mit landesweiten 30 bis 39°C vollzog sich vom 02. bis zum 05. Juli. In Lübeck wurden am 04.07. 35°C erreicht. Bereits am 03.07. wurde es interessant im hohen Norden, ein hohes Gewitterpotential war vorhanden. Der "Deckel" hielt jedoch und die Energie in der Luft blieb. Am 04. Juli wurde die Luft dann immer labiler und am Abend zog schließlich eine heftige Gewitterfront mit sehr hoher Blitzrate, verbreitetem Starkregen und lokalem Hagelschlag über die Elbregion bis zur Ostsee. Am frühen Abend bedeckte der Eisschirm der Gewitterfront über Hamburg bereits große Teile Schleswig-Holsteins.

Als der Eisschirm über uns lag, waren erste, aber nicht wirklich beeindruckende Strukturen zu erkennen:

Als die Gewitterfront Hamburg passiert hatte, wurde mehr und mehr klar, dass Lübeck vom Gröbsten verschont bleiben wird, weshalb wir uns dafür entschlossen, in Richtung Osten auf die A20 nach Mecklenburg-Vorpommern zu fahren.

Laut Radarbild zog aus dem südwestlichen Meck-Pom eine starke Gewitterzelle etwa in Richtung Wismar. Nun hieß es, davor zu kommen. Erste Strukturen einer Böenfront/Shelfcloud waren zu erkennen:

Aus dem fahrenden Auto heraus gute Aufnahmen hin zu bekommen, ist ziemlich schwer, weshalb wir uns an der Raststätte Schönberger Land positionierten und ich dort noch ein paar Fotos machte, bevor wir uns überrollen ließen:

Nachdem wir uns überrollen ließen, fuhren wir noch etwas weiter und positionierten uns wie schon am 06.07.2012 bei Upahl. Ein zusammenfassendes Video:

Ein sehr erfolgreiches Chasing nach einem unerträglich heißen Tag...

 

05.07.2015

An diesem Tag stand eine hochgefährliche Unwetterlage in weiten Teilen Deutschlands an. Die Organisation "Estofex" gab für den gesamten Nordwesten Deutschlands ihre höchste Warnstufe, ein "Level 3" aus. Alle Wetterdienste warnten vor der Gefahr von schweren Unwettern, Großhagel und Orkanböen drohten. Letztendlich war jedoch die dichte Bewölkung der vorgelagerten Gewitter und damit die fehlende Einstrahlung dafür verantwortlich, dass die Gewitter zumindest in der Region Lübeck nicht die Ausmaße annahmen, mit denen man gerechnet hatte. Dafür wurden insbesondere einige Regionen in der Mitte Deutschlands schwer getroffen. Nachdem man hier schon früh einen Flop erahnte und nur ein ungewittriges Regengebiet auf uns zuzog, bildete sich am Abend immerhin noch eine sehr starke Gewitterzelle im Landkreis Lauenburg, die nur knapp östlich an Lübeck vorbei zog. Diese stellte sich sogar als stark rotierende Superzelle heraus (die Doppler-Radarbilder waren eindeutig), da die Zelle aber eingelagert im Regengebiet von dichtem Niederschlag umgeben war, konnte man leider keine besonderen Strukturen erkennen. Da war die Lage am Vortag doch deutlich besser...

 

17.07.2015

Heute war wieder eine typische "Alles-oder-nichts"-Lage. Für uns mit dem eher schlechteren Ausgang, da sich in ganz Norddeutschland kein einziges Gewitter bildete. Dafür konnten wir den Tag ungestört am Strand verbringen, natürlich immer mit einem Blick auf die aktuellen Wetterdaten :-) Am späten Nachmittag sah es sogar zeitweise noch recht gut aus, was die Auslöse in Ost-Schleswig-Holstein angeht, aber die Cumulus-Impulse fielen immer wieder in sich zusammen. Bis auf eine - diese hielt sich fast eine Stunde lang über dem nordwestlichen Mecklenburg-Vorpommern. Laut Radar aber ohne jeglichen Niederschlag oder Gewitter - kann man bei dem Anblick fast gar nicht glauben:

Mit etwas Fantasie sieht das links aus wie ein Schafs-Kopf:

 

25.07.2015

Heute stand eine ungewöhnliche Wetterlage an: Sturmtief "Zeljko" zog vom Ärmelkanal her über Benelux bis zur Ostsee. Das Sturmtief war für diese Jahreszeit ungewöhnlich stark und im Sturmfeld, das insbesondere NRW und Niedersachsen traf, kam es verbreitet zu Sturmböen und schweren Sturmböen, lokal wurden über 100km/h gemessen. Diese Wetterlage wäre eher für das Winterhalbjahr typisch gewesen. Interessant war das Tief aber nicht nur wegen dem Sturm, sondern auch Gewitter gab es einige. Bereits in der Nacht zum 25.07. zog eine relativ blitzreiche Gewitterfront über weite Teile Deutschlands und erreichte am Morgen auch Norddeutschland. Kurz nach 05:00 Uhr konnte ich diese fantastische Shelfcloud beobachten:

Hinter der Shelfcloud folgte eine regenreiche Gewitterfront, 13l/m² konnte ich messen. Dazu gab es einzelne stürmische Böen. Am Mittag bildeten sich neue Schauer und Gewitter in Nordwestdeutschland, zunächst erhielt Lübeck aber keinen Treffer. Hier sieht man schön den Aufwindbereich eines vorbeiziehenden Schauers:

Quellimpulse nach Westen:

Kurz vor 16:00 Uhr wurde es dann für Lübeck interessant: Mehrere, linienförmige aneinandergereihte Gewitter zogen von Süden her auf die Stadt zu:

Erste Strukturen einer Böenfront:

Diese war ziemlich schnell in ihrer Bewegung und Dynamik, stellenweise konnte ich auch Rotation erkennen. Hier kann man sogar eine Art "Kringel" erkennen, das rotierte ziemlich stark. Ein Funnel bildete sich aber, zumindest solange ich das "Gebilde" beobachten konnte, nicht:

Als dieser rotierende Bereich über uns lag, nahm der Wind ruckartig zu und es gab mehrere schwere Sturmböen (mind. 90km/h). Die Bäume haben es alle gut überstanden, bis auf ein paar abgerissene Äste. Der nachfolgende Niederschlag brachte nochmal 6l/m².

Nach etwas mehr als einer Stunde näherte sich gegen 17:30 Uhr die nächste Gewitterfront:

Aufgrund der linienförmigen Anordnung erahnten wir wieder eine Böenfront und hofften nochmal auf schöne Motive zum Ablichten. Dafür fuhren wir ein paar Kilometer raus an die Trave und konnten tolle Aufnahmen machen:

Wir ließen uns dort im Auto überrollen und wieder fiel die stellenweise starke Rotation an der Böenfront auf. Hier dachte ich zeitweise: "gleich senkt sich ein Funnel ab":

Der Wind hielt sich diesmal in Grenzen:

Im einsetzenden Niederschlag fuhren wir wieder nach Hause, das Gewitter brachte nochmal 7l/m².

Zusammenfassung: 3x Gewitter mit 3x Böenfront/Shelfcloud und 1x schweren Sturmböen an einem Tag - viel mehr geht nicht. Rückblickend ein toller Gewittertag mit einigen, schönen Motiven. Dieses Jahr kann man sich hier echt nicht beklagen...