13.05.2017

Die Prognosen deuteten Gewitter für den Nachmittag an. Das sieht schonmal gut aus:

Als sich westlich von Ratzeburg ein erster Schauer entwickelte, suchten wir einen nahen Chasing-Point:

Es war schnell erkennbar, dass aus der Zelle wohl nicht viel wird:

Der Niederschlagskern verstärkte sich laut Radar immer wieder, strukturell war das aber nicht so prickelnd:

Der erste Gewittertreffer lässt noch auf sich warten...

 

18.05.2017 - StormChasing nach Ludwigslust

Am 18./19. Mai stand eine zweitätige Gewitterlage an. Eine weitestgehend stationäre Konvergenz sollte laut den Prognosen an beiden Tagen auf einer ungefähren Linie Thüringen - Ostniedersachsen - Ostsee zum Teil heftige Gewitter mit Unwettergefahr auslösen.

Wir bereiteten uns auf eine Chasing-Tour ins südwestliche Mecklenburg-Vorpommern vor, wo es laut den Prognosen die besten Gewitterchancen geben sollte.

Cumulus von Altocumulus überlagert - spricht schonmal für Gewitter:

Gegen 16:30 löste es südöstlich von Ratzeburg aus. Wir begannen unsere Jagd...

... und wurden an der A24 erstmal von einem Stau gestoppt. So konnten wir schön dabei zusehen, wie "unsere" Zelle davonzog:

War aber nicht so schlimm, denn bei Hagenau südlich von Schwerin war eine weitere Zelle unterwegs:

Rechts der Niederschlag:

Wir fuhren bei Hagenau von der A24 ab:

Die Zelle wurde nicht mehr stärker, im Gegenteil. Südlich von unserem Standort (Kirch Jesar, östl. von Hagenau) ging aber noch eine Zelle hoch.

Das hier sah kurzzeitig verdächtig aus:

Die Zellen zündeten jedoch nicht richtig, sodass wir ein Stück nach Süden fuhren und auf die eigentliche Gewitterfront warteten, die schon den ganzen Tag von Hessen aus unterwegs war:

Da sich der Ostteil dieser Front nochmal rapide verstärkte, visierten wir unser Ziel Ludwigslust an. Dort war ein sogenannter "Tail-End-Charlie" entstanden - eine starke Gewitterzelle am südlichen (bzw. hier östlichen) Ende einer Gewitterfront. Auf den Radarbildern sah das Ding sehr nach einer Superzelle aus:

Wir kamen etwa zeitgleich mit der Zelle in Ludwigslust an. Es war nun schon recht dunkel geworden und das Fotografieren fiel schwerer. Wir mussten außerdem schnell vor der Zelle fliehen, um nicht in den Niederschlagskern zu geraten, der laut Radar auch Hagel mit im Gepäck hatte:

Wir konnten uns dem stärksten Teil des Niederschlagskerns entziehen und unsere Heimreise nach Ratzeburg aufnehmen.

 

19.05.2017 - Schwergewitter bei Boizenburg

Tag Nr. 2 der Gewitterlage stand an: Am Nachmittag entwickelten sich vor allem über Thüringen schwere Gewitter, die unter Verstärkung am Abend weiter nach Sachsen-Anhalt und ins östliche Niedersachsen zogen. Im Vorfeld dieser Unwetter entwickelten sich am frühen Abend im nordöslichen Niedersachsen einzelne Zellen, von denen die meisten recht schnell wieder in sich zusammen fielen - bis auf zwei Zellen südlich von Lüneburg: Diese verstärkten sich enorm und nahmen direkten Kurs auf die Region, in der wir bereits am Vortag unterwegs waren.

Wir begaben uns auf den Weg nach Boizenburg, um die Zelle dort abzufangen. Das Doppler-Radar wies mehrfach Rotationssignale auf und die Blitzrate war einfach nur der Wahnsinn. Auf der Suche nach einem guten Standort verzweifelten wir dann allerdings - die Gegend war sehr dicht bewaldet. Als wir mal einen Blick durch die Bäume auf die Zelle werfen konnten, war klar, dass wir uns von diesem Ding keinesfalls treffen lassen dürfen.

Kurzzeitig hatten wir mal gute Sicht:

Was vor allem auf dem 2. Bild schon bedrohlich aussieht, wirkte in Echt noch bedrohlicher. Im Kontrast zum hellen Nordhimmel wirkte die aufziehende Zelle wie eine pechschwarze Wand, dazu ununterbrochenes Donnergrummeln...

Wir wollten dem Ding keinesfalls zu nah kommen, sodass wir über die kurvigen Landstraßen nordöstlich von Boizenburg zur A24 flohen, um dem Unwetter auszuweichen. Wir ließen die Zelle die A24 westlich von uns passieren, während im Radio die ersten Meldungen über umgestürzte Bäume reinkamen. Mittlerweile war die Sonne bereits untergegangen, sodass keine Aufnahmen mehr möglich waren. Bevor uns die zweite Zelle erwischte, traten wir die Heimreise nach Ratzeburg an. Auf dem Heimweg konnten wir in der Dunkelheit, bis auf ein paar abgerissene Äste, keine größeren Schäden finden.

In der folgenden Nacht erreichten uns dann auch die Zellen, die am vorigen Nachmittag über Thüringen entstanden waren. Bis auf ein bisschen Regen und ein paar Blitze war es das dann aber auch.

Was für eine Gewitterlage!

 

21.05.2017

Nach den ganzen Unwettern auch mal wieder was friedliches:

 

23.05.2017

Die nächste Gewitterlage steht an. Am Nachmittag sollte es an einer Konvergenz über dem östlichen Schleswig-Holstein verbreitet zu Gewittern kommen. Und so kam es auch:

Funnelcloud in der Bildmitte? Rotation war nicht eindeutig zu erkennen:

 

25.05.2017

As the Sun Goes Down...

 

28.05.2017

Hochbasiger Schauer am Vormittag:

 

29.05.2017

Bei uns im Norden ein schöner Sommertag im Spätfrühling. Im äußersten Westen und über Benelux löste es dann am Abend aus. Zum späteren Abend hin gab es auch in Niedersachsen einzelne Gewitter. Durch unser tolles Süd-Fenster konnten wir die Zellen bei Hannover in der Ferne beobachten:

Nach Sonnenuntergang zogen dann aus Westen Altocumulus-Felder auf. Diese gelten als Anzeichen für Gewitter am Folgetag.

Und der Altocumulus behielt Recht...

 

30.05.2017 - Morgengewitter mit fantastischen Strukturen

Die Gewittervorboten vom Vorabend deuteten es bereits an. Eine der Zellen, die am vorigen Nachmittag über den Niederlanden entstanden war, zog nachts weiter über Niedersachsen und erreichte um 06:00 Uhr morgens Hamburg. Dort verstärkte sich die Zelle enorm. Wir bereiteten uns auf unser nach der Tageszeit frühestes Chasing bevor:

Wir positionierten uns bei Groß Sarau, südlich von Lübeck. Das sieht vielversprechend aus:

Da waren die ersten Strukturen einer Shelfcloud...

Das sah einfach Wahnsinn aus...

Direkt unterhalb der Shelfcloud, welche die Grenze zwischen warmer und kalter Luftmasse markiert, werden bodennah Luftmassen gehoben. So bildet sich unterhalb der Shelfcloud eine Rollcloud:

Durch die Tageszeit waren die Lichtverhältnisse nicht die einfachsten. Die Strukturen wirkten in Echt deutlich bedrohlicher:

Unterhalb der Rollcloud wurde es kurzzeitig stürmisch. Rollcloud von hinten:

Nun befinden wir uns im sogenannten "Whales Mouth", also zwischen Shelfcloud und Niederschlagskern:

Wir wollten uns noch nicht überrollen lassen und fuhren auf der A20 noch ein Stück ostwärts:

Die Great Plains lassen grüßen:

Strukturell gesehen war das Gewitter ein Augenschmaus. Das hier sah interessant aus:

Da kommt der Niederschlach wink

Nochmal die Rollcloud von hinten. Sieht schon wieder ganz anders aus:

Und wieder der Niederschlag:

Schwaches grünes Leuchten links, in Echt sah man es noch deutlicher. Hagel-Anzeichen!

Wir ließen uns an der A20 überrollen, Hagel gab es keinen, der Wind spielte ebenfalls keine große Rolle. Die Blitzrate war allerdings ziemlich heftig. Jetzt waren wir auf jeden Fall wach!

Eisschirm des abziehenden Gewitters:

Knapp zwei Stunden später zog noch eine Linie durch, welche sich über Niedersachsen entwickelt hatte. Strukturell war das wieder sehr schön anzusehen:

Was für ein Morgen, und was für ein Ende dieses ereignisreichen Monats!