04.04.2016 - StormChasing nach Heiligenhafen

Nach einem relativ ruhigen März brachte der April 2016 eine ungewöhnlich frühe Gewitterlage: Am frühen Abend des 04. April bildeten sich zahlreiche Wärmegewitter an der Nordseeküste und in Schleswig-Holstein - die ersten des Jahres. Die Zellen zogen bis zum späten Abend hin zur Ostsee, nach Dänemark hin bildete sich eine geschlossene Gewitterlinie, während ein Zellkomplex vom nördlichen Hamburg aus nach Fehmarn wanderte. Wir chasten diesen Gewitterkomplex ab ca. 18:00 Uhr zunächst zwischen Lübeck und Bad Segeberg, danach führte uns unsere Fahrt über Umwege noch bis nach Heiligenhafen, was bereits am 09. Februar, beim ersten Chasing dieser Saison, unser Endziel war.

Auf der Fahrt auf der A20 nach Westen, westlich von Lübeck. Die Zelle hatte da bereits starke Niederschlags-Echos und die Blitzrate stieg:

Erstmals ist die Unterseite erkennbar.

Wir positionierten uns bei Geschendorf (Landkreis Segeberg). Die Zelle verstärkte sich weiter, der Nordteil der Zelle wurde ab ca. 18:15 besonders stark, während der Südteil zumindest niederschlagstechnisch etwas schwächer wurde:

Mittlerer Teil:

Und der Nordteil. Schön zu erkennen die ausfallenden Niederschlagsstreifen (virga):

Neue Initiationen am Südteil:

Die Wolkengrenze lag übrigens ziemlich hoch, die Tornadogefahr war damit wohl eher gering. Rotation wies die Zelle aber zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht auf.

Nachdem sich abzeichnete, dass sich der Nordteil wohl stärker entwickeln dürfte, verlagerten wir uns ein Stück nach Nordosten und blieben damit auf der Ostseite der Zelle:

Nach ein paar Ortsdurchfahrten und Wäldern fanden wir wieder einen geeigneten Standpunkt, um Aufnahmen zu machen - und plötzlich war da eine Absenkung, direkt vor dem Niederschlagsbereich:

Möglich, dass das ein Ansatz einer Funnelcloud war, Rotation konnten wir aber nicht erkennen und das Ganze löste sich auch rasch wieder auf:

Gesamtbild mit neuer Cumulus-Initiation:

Nach ein paar Minuten machte es wieder den Anschein, dass die Unterseite etwas rotierte - nach der möglichen Funnelcloud waren wir natürlich besonders auf diesen Bereich fixiert. Und tatsächlich sah es so aus, als würde sich das da irgendwie wieder eindrehen, ohne Absenkung, aber da war definitiv viel Bewegung drin:

Die Zelle zog jetzt knapp westlich an Eutin vorbei in Richtung Fehmarn. Das kam uns irgendwie bekannt vor... Genau, beim 1. Chasing des Jahres hatten wir eine Zelle, die genau die selbe Zugbahn nahm. Wir entschieden uns wieder dafür, Heiligenhafen anzufahren, da wir dort knapp zwei Monate zuvor tolle Aufnahmen machen konnten. Bis dahin war es aber noch ein Stück und wir mussten natürlich hoffen, dass die Zelle bis dahin nicht zerfällt:

Immer mit dem Blick aufs Radar und die Zelle links neben uns erreichten wir Heiligenhafen etwa um 19:45 Uhr. Leider hatte die Zelle da schon ganz schön abgebaut, war nicht mehr so blitzaktiv und auch die Strukturen waren vorher eindrucksvoller. Da die Zelle mit relativ großem Abstand zu uns das Meer überquerte, konnten wir vom Strand aus Aufnahmen machen, ohne die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden. Ansonsten sollte man sich bei einem Gewitter natürlich nicht am Strand oder überhaupt auf freien Flächen aufhalten, nur wenn man sich sicher ist, dass das Gewitter weit genug weg ist.

Mit der untergehenden Sonne gab es noch ein paar schöne Motive, die Zelle war mittlerweile weit auf der Ostsee, aus Südwesten rückten aber noch ein paar schwache Zellen nach.

Das nächste Gewitter über der Skyline von Heiligenhafen wink

Dieses schien sich nochmal kurzzeitig zu verstärken und bildete eine ganz ansehnliche Böenfront aus, die aber leider fast direkt über uns lag, als sie wirklich eindrucksvoll wurde, und da es bereits recht dunkel draußen war, wurden die Aufnahmen davon leider nicht mehr so gut:

Mit dem Gewitter im Rücken traten wir schließlich um 20:15 Uhr unsere Heimreise nach Lübeck an.

Für diese Jahreszeit ein erfolgreicher und sehr interessanter Wettertag! In den letzten Jahren hatten wir die ersten Gewitter immer erst Mitte oder Ende April, 2015 sogar erst Anfang Mai. Da sah es dieses Jahr besser aus!

 

24.04.2016

Am 24.04.16 stellte sich in Norddeutschland eine kalte Schauerwetterlage ein. Die Temperaturen lagen selbst tagsüber nur bei etwa vier bis acht Grad, lokal gab es sogar Schneeschauer. Im Landkreis Plön schneite es vormittags gar stundenlang und es bildete sich eine geschlossene Schneedecke, was für die Jahreszeit ein enorm seltenes Ereignis darstellt.

Eng begrenzter Fallstreifen, interessant:

Laut Radar schwache Zelle direkt über Lübeck, visuell aber sehr ansehnlich:

Da die Strukturen richtig toll waren, fuhren wir an die Trave, um von einer besseren Perspektive aus schöne Aufnahmen zu machen:

Wir liefen eine Weile am Trave-Ufer entlang, bestaunten dabei die abziehende Zelle, blickten aber nicht nach Norden... Genau da entstand eine laut Radar eine kleinräumige Zelle, dessen Kern nach einigen Minuten sowohl auf dem Radar als auch visuell recht stark aussah. Kurz bevor wir "überrollt" wurden, waren die Fallstreifen nah genug um deutlich zu erkennen, dass wohl ausschließlich Graupel fallen würde. Eine knappe Minute später ging es los... Ein Video folgt an dieser Stelle noch.

Der stärkste Teil der Schauerzelle verfehlte uns wohl knapp... nur etwa 200 Meter weiter war viel mehr Graupel gefallen:

Die Temperatur war über dem kalten Graupelteppich von 7°C auf etwa 1°C gefallen. Abziehende Schauerzelle:

Quellungen im Westen, interessant:

Aprilwetter eben, aber doch verdammt kalt!