01.06.2016

Große Teile Deutschlands waren in diesen Tagen von schweren Gewittern mit heftigen Regenfällen heimgesucht worden, in Bayern gab es bei Simbach am Inn sogar eine Überschwemmungskatastrophe mit sechs Todesopfern. Nur die küstennahen Regionen im hohen Norden wurden zunächst verschont, von Lübeck aus waren aber die tollen Cumulonimbus-Schirme der nördlichsten Zellen zu sehen:

... gleiche Wetterlage am 02. Juni:

Wie ein Atompilz... Die Zellen saugten sich immer wieder mit Energie voll und blieben stundenlang über derselben Region:

Da die Zellen sich auch zum Sonnenuntergang hin nicht auflösten, fuhren wir noch ein Stück raus - die Stimmung war fantastisch:

 

05.06.2016

Die Wetterlage hielt an und an den Küsten gab es wieder die volle Sonnenstunden-Anzahl, während eine Konvergenz etwa auf einer Linie Hamburg - Flensburg einzelne, auf dem Radar optisch gesehen eher schwache Zellen hervorbrachte. Doch diese Zellen waren alles andere als ungefährlich: Diese hier brachte bei Schleswig mindestens zwei Tornados hervor, vermutlich gab es an diesem Abend fünf Tornados im nördlichen Schleswig-Holstein.

Am 06. Juni schwenkte die Konvergenz leicht nach Westen und brachte im südwestlichen SH einen weiteren Tornado hervor. Die Tornados an diesen Tagen waren allesamt nicht-mesozyklonal und damit sogenannte "Landspouts". Diese meist schwachen Tornados bilden sich im Aufwindbereich "gemäßigter" Schauer oder Gewitter und benötigen keine Superzelle mit eigenem Rotationszentrum.

 

07.06.2016 - Der Tornado von Hamburg

Die Wetterlage änderte sich grundlegend nicht viel im Vergleich zum Vortag, die Konvergenz schwenkte allerdings ein ganzes Stück zurück nach Osten und lag jetzt auf einer SW-NO-Linie etwa zwischen dem Ruhrgebiet und Fehmarn. Aufgrund der Erfahrungen der beiden Vortage waren heute wieder Tornados möglich, diesmal hauptsächlich im südöstlichen Schleswig-Holstein und im Großraum Hamburg. Die Auslöse begann am Nachmittag, die Gewitter wie auch in den vergangenen Tagen fast ohne Verlagerungsgeschwindigkeit.

Da die Gewitter wie gesagt kaum ziehen, sind die einzelnen Zellen recht gut zu chasen. Also nix wie los...

Wir hielten uns an ein paar stärkere Zellen Richtung Plön. Die Zellen hatten es heute so an sich, dass ihr Niederschlagsgebiet nach Osten "ausweht" und der Zellkern für uns - aus Osten heranfahrend - fast gar nicht sichtbar war, was natürlich die Beobachtung eines möglichen Tornados erschwert. Hier erkennt man die Strukturen der Wolkenunterkante nur schemenhaft in der Ferne hinter dem Niederschlagsvorhang.

Abgesehen von der schlechten Sicht waren die Zellen irgendwie "pulsierend" - eine Zelle verstärkte sich enorm, verschwächte sich dann aber nach 10-15 Minuten schnell wieder, die nächste Zelle mit demselben Muster, und die nächste wieder. Da denkt man gerade, man erwischt genau die Zelle, die am heftigsten ist, und 10 Minuten später zerfällt diese schon wieder. Das machte das Chasing heute nicht leicht...

Die Zellen zerfielen letztlich alle irgendwie wieder und wir drehten erstmal um. Etwas enttäuscht; folgte nun einer der unvergesslichsten Momente, die ich als StormChaser erleben durfte: Beim Blick auf das Radarbild auf meinem Handy dachte ich mir: "Das kann doch nicht alles gewesen sein" und strich nach unten, so dass ich das Radar für den Raum Hamburg sah - und siehe da - eine heftige Zelle lag direkt über dem Nordosten der Stadt - passt! Also ab auf die A1 nach Süden. Mehr oder weniger aus Reflex drehte ich das Autoradio an, mit dem Hintergedanke, vielleicht würde ja bei Radio Hamburg etwas über das Gewitter gesagt werden. Und dann redet ein Anrufer plötzlich ganz ängstlich und geschockt: "... hier fliegen Dachziegel rum ... hier werden gerade Bäume umgerissen ...". Ich muss im Hinterkopf irgendwie gedacht haben, dass das irgendeine Rezension eines neuen Katastrophenfilms sei, aber nein - das war ein Live-Bericht aus Hamburg-Farmsen. Ich saß nur da und hörte den Bericht, während ich vor mir die Zelle sah, die gerade über Hamburg zieht und dort vermutlich einen starken Tornado produziert...

Bis wir in Hamburg ankamen, hatte sich die Zelle schon wieder stark verschwächt und der Tornado hatte sich bereits aufgelöst, so dass wir bei Ahrensburg nur noch in den heftigen Regen hineingerieten und unser Chasing beendeten.

Der Tornado in Hamburg-Barmbek und -Farmsen wurde als starker F1 eingestuft. Es war der zweite Tornado innerhalb von zehn Jahren, der im Stadtgebiet von Hamburg auftritt, zuletzt hatte 2006 ein F2 in Harburg gewütet und dort 2 Todesopfern gefordert. Dieses Mal ging es noch glimpflich aus, auch wenn die Schäden enorm waren...

 

14.06.2016 - Mein erster Tornado (?)

Im Bereich eines starken Schauers östlich von Lübeck konnte ich an diesem Vormittag einen mutmaßlichen Tornado im Bereich nördlich von Dassow (MV) beobachten. Der Fall ist offiziell als "plausibel" in der Tornadoliste Deutschland eingetragen. Die folgenden Aufnahmen sind gezoomt und kontrastverstärkt:

 

24.06.2016

Morgendliche Gewitterstimmung nach nächtlichem Unwetter:

Die Luft war nach dem Unwetter in der vorherigen Nacht etwas raus, eigentlich sollte es neue Schwergewitter geben. Dafür ein paar hochbasige Schauer, die auch ganz schön anzusehen waren: